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In 5 Schritten zur Praxis­stra­tegie 2023

Der Anfang eines neuen Jahres ist eine gute Gele­gen­heit, Unter­neh­mens­ziele zu evalu­ieren und die stra­te­gi­sche Ausrich­tung von Praxis oder (Z-)MVZ neu zu justieren. Markt­be­din­gungen, tech­ni­sche Inno­va­tionen, Mitar­beiter- und Pati­en­ten­be­dürf­nisse unter­liegen einem ständigen Wandel. So ist die Praxis­stra­tegie von gestern, heute viel­leicht schon nicht mehr passend oder zeitgemäß.

„Man muss Ziele haben im Leben!“ Richtig! Auch eine Praxis und ein (Z-)MVZ sollten Ziele haben. Nur mit Zielen allein ist es nicht getan. Wir setzen Ziele für unser Unter­nehmen und vergessen häufig, welcher Weg, mit den aktuellen Rahmen­be­din­gungen, der Beste ist. Dabei ist der Weg zum Ziel genau das, was die Praxis­stra­tegie beschreibt.

Die Strategie bestimmt, mit welchen Maßnahmen und in welcher Schrit­tig­keit MVZ- und Praxis­ziele erreicht werden. Doch wer nicht weiß wohin, kann auch nicht wissen wie. Somit steht am Anfang einer jeden Praxis­stra­tegie die Defi­ni­tion einer Vision.

1. Entwi­ckeln Sie eine Vision für Ihre Praxis

Überlegen Sie sich, wo Sie mit Ihrer Praxis bzw. Ihrem (Z-)MVZ in fünf bis zehn Jahren stehen wollen. Möchten Sie regional führend oder Quali­täts­führer sein? Viel­leicht sind Sie auch zum Inno­va­ti­ons­führer geboren?! In dieser Phase der Stra­te­gie­ent­wick­lung geht es nicht um Konkre­ti­sie­rung in Zahlen. Es geht um Vorstel­lungs­kraft. Es geht um Ihre Leiden­schaft für Ihr Gesund­heits­un­ter­nehmen, welche Ausdruck in der Vision finden sollte.

Trotz allem sind jedoch messbare Fakten in einer Unter­neh­mens­vi­sion immer greif­barer als leere Wort­hülsen. So ist die Vision „Wir sind das am meisten nach­ge­fragte Gelenk­zen­trum in Schleswig-Holstein“ viel greif­barer als „Wir sind Markt­führer in der Gelenk­chir­urgie“. Da stellt sich unnötig die Frage, mit welchem Kriterium man Markt­führer ist.

Besonders wichtig: Formu­lieren Sie Ihre Vision in der Gegenwart! Nichts ist schlimmer als Visi­ons­for­mu­lie­rungen in der Zukunft. Dann ist die Wahr­schein­lich­keit groß, dass die Vision auch Zukunft bleibt. Visio­näres Denken ist ein Stück Verrückt­sein mit Vernunft. Also seien Sie verrückt und visio­nieren Sie Ihre Arzt­praxis, Zahn­arzt­praxis oder Ihr (Z-)MVZ in die Zukunft

2. Defi­nieren Sie messbare Ziele für Ihre Praxis­stra­tegie

Ihre MVZ- bzw. Praxis­ziele sollten sich direkt aus Ihrer Vision ableiten. Es gilt also, aus visio­nären Formu­lie­rungen quan­ti­fi­zier­bare Ziele zu entwi­ckeln. Hier ist eine noch klarere Formu­lie­rung notwendig als bei der Vision. Regio­na­li­sie­rung ist zum Beispiel kein Praxis­ziel. Es kann als Arbeits­titel gelten, aber nicht als Ziel. „Die Geschäfts­er­wei­te­rung mit der Dienst­leis­tung X um den Wert Y“ ist ein Ziel. Konkrete, unmiss­ver­ständ­liche Formu­lie­rungen ersparen Fragen und geben Ihnen und Ihren Mitar­bei­tenden klare Rich­tungen vor.

In vielen Gesund­heits­un­ter­nehmen endet hier der stra­te­gi­sche Manage­ment­pro­zess, weil gern das ein oder andere Ziel gleich angepackt werden will. Dieser Unter­neh­mer­spirit ist sehr wertvoll, doch an dieser Stelle unge­wöhn­lich hemmend. Denn vor lauter Begeis­te­rung, dass man nun Ziele hat, wird oft vergessen, dass der Weg zur Ziel­er­rei­chung noch unklar ist.

Wenn eine Praxis oder ein MVZ Ziele hat, kann man die Faktoren im und um das Unter­nehmen nicht außer Acht lassen. Diese entscheiden maßgeb­lich, ob ein Ziel erreicht werden kann oder viel­leicht um Längen über­troffen werden könnte, wenn man den richtigen Weg geht. Somit entsteht ein Wech­sel­spiel zwischen Praxis­stra­tegie und Praxis­ziel. Findet man die richtige Strategie, so erreicht man das opti­mierte Ziel und kann dieses an die Möglich­keiten des Marktes anpassen.

Nimmt man sich die Zeit, einmal das eigene Gesund­heits­un­ter­nehmen und ‑umfeld zu analy­sieren und definiert man, wie man mit diesen Voraus­set­zungen die Ziele erreicht (Strategie finden), dann inves­tiert man zwar Anfangs mehr Zeit, aber kennt anschlie­ßend den roten Faden und vermeidet Entschei­dungs­fehler – denn Entschei­dungen, die im Sinne der Praxis­stra­tegie gefällt werden, werden selten falsche Entschei­dungen sein. Die Maßnahmen, die getroffen werden müssen, um die Strategie zu erfüllen und das Ziel zu erreichen, werden klarer. In Summe spart man also Zeit.

Wie finden Sie nun die Strategie, die Sie zu Ihren Zielen bringt und alle Faktoren, die Ihr Gesund­heits­un­ter­nehmen beein­flussen, berück­sich­tigt? Als Grundlage des Stra­te­gie­fin­dungs­pro­zesses empfehlen wir die SWOT-Analyse: Einer­seits zur Chancen- und Risi­ko­be­wer­tung der Umwelt­fak­toren und zur Stärken- und Schwä­chen­ana­lyse innerhalb des Gesund­heits­un­ter­neh­mens.

3. Analy­sieren Sie Ihr Unter­neh­mens­um­feld

Im ersten Schritt der SWOT-Analyse wird das Unter­neh­mens­um­feld betrachtet. Analy­sieren Sie objektiv und ehrlich in welchen Bereichen sich für Ihre Praxis Chancen ergeben und in welchen Bereichen Sie auf Risiken achten sollten. Betreiben Sie diese Analyse wirklich ehrlich. Schön­ma­lerei hilft in diesem Moment Ihrer Seele, aber nicht Ihrem stra­te­gi­schen Erfolg. Tragen Sie die externen Einfluss­fak­toren dann in Ihre SWOT-Matrix bei Chancen (Oppor­tu­ni­ties) und Risiken (Threats) ein.

4. Evalu­ieren Sie Ihre Praxis­leis­tung

Nun können Sie bereits in die Unter­neh­mens­ana­lyse übergehen – viel­leicht der span­nendste Teil eines solchen Prozesses, aber manchmal auch der selbst­kri­tischste. Denn uns selbst und unserem Unter­nehmen Schwächen einzu­ge­stehen, ist doch eine schwie­rige Prozedur. Aber sehen Sie es positiv: Eine Schwäche zu erkennen und mit dieser zu arbeiten, ist immer besser als eine Schwäche auszu­leben, ohne sie zu kennen.

Im Rahmen der Unter­neh­mens­ana­lyse gibt es eine Vielzahl an Möglich­keiten, Stärken und Schwächen zu iden­ti­fi­zieren. Indem Sie ausge­wählte Aspekte nach dem Schul­no­ten­prinzip bewerten, werden kritische Erfolgs­fak­toren für Ihre Praxis- und MVZ-Entwick­lung sichtbar.

Welche Faktoren sollten Sie nun „benoten“? Das ist eine sehr indi­vi­du­elle Ange­le­gen­heit. Eine Praxis hat andere Bereichs­prio­ri­täten als ein (Z-)MVZ. Folgende Bewer­tungs­ka­te­go­rien können jedoch grund­sätz­lich zur Analyse heran­ge­zogen werden, wobei jede Kategorie in einzelne Unter­aspekte aufge­glie­dert werden sollte (z. B. die Kategorie Personal in Quali­fi­ka­tion, Fluk­tua­tion, Produk­ti­vität etc.):

  • Praxis­fi­nanzen
  • Praxis­per­sonal
  • Praxis­organisation
  • Praxis­management
  • Praxis­mar­ke­ting

5. Praxis­stra­tegie entwi­ckeln – die wich­tigsten Fragen

Nun haben Sie alle Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken iden­ti­fi­ziert und es gilt, die SWOT-Matrix mit „Leben zu füllen“. Dies erscheint Ihnen viel­leicht aus jetziger Sicht schwierig. Doch bei einem Stra­te­gie­fin­dungs­pro­zess ist nicht selten der Weg das Ziel.
Das heißt, durch konse­quente Analyse aller Faktoren erkennen Sie schon während des Prozesses, wo die Reise hingehen wird. Sie setzen sich intensiv mit Ihrem Gesund­heits­un­ter­nehmen ausein­ander. Allein dies ist schon mehr, als viele andere tun.

Nun möchten Sie dennoch nicht nur den Weg als Ziel haben, sondern auch fassbare Stra­te­gien. Hier eignet sich die SWOT-Matrix eben hervor­ra­gend. Stellen Sie sich diese vier Fragen und entwi­ckeln Sie dazu Ihre Strategie im jewei­ligen Quadranten:

  • Mit welchen Stärken können Sie Chancen nutzen?
  • Welche Chancen verpassen Sie aufgrund Ihrer Schwächen?
  • Haben Sie Stärken, um Risiken zu mini­mieren?
  • Welche Risiken haben Sie aufgrund Ihrer Schwächen?

Damit haben Sie nun Ihre Haupt­stra­te­gien.
Doch beachten Sie, dass keine Strategie in Stein gemeißelt ist. Die Märkte sind beweglich und nichts ist schlimmer als unbe­weg­liche Unter­nehmen. Also führen Sie einen Stra­te­gietag ein. Häufig reicht dies einmal im Jahr. Stellen Sie sich dann folgende Fragen und passen Sie Ihre MVZ- bzw. Praxis­ziele und Stra­te­gien an. Aber ändern Sie bitte nicht Ihre Vision im Jahres­rhythmus! Fragen Sie sich immer aufs Neue:

  • Sind meine Ziele noch realis­tisch?
  • Habe ich meine Ziele schon erreicht?
  • Basiert meine Strategie noch auf denselben Grund­vor­aus­set­zungen wie vor einem Jahr?
  • Was habe ich zur Umsetzung meiner Stra­te­gien dieses Jahr getan?
  • Was möchte ich bis nächstes Jahr für meine Stra­te­gien getan haben?

Es ist hilfreich, den Stra­te­gie­fin­dungs­pro­zess von externen Spezia­listen begleiten zu lassen. Mit lang­jäh­riger Bran­chen­er­fah­rung und einem unter­neh­mens­ei­genen Datenpool bringt Kock + Voeste Markt­kennt­nisse, valide Vergleichs­kenn­zahlen und einen objek­tiven Blick von außen in die Stra­te­gie­ent­wick­lung ein. Unsere Praxis­ana­lyse iden­ti­fi­ziert Poten­ziale und Stell­schrauben zur Opti­mie­rung Ihrer Unter­neh­mens­stra­tegie.